Foto, © Christiane Gut
Tereza Boucková und Pavel Kohout, Marcel Proust, Frida Kahlo
Liebe zur Literatur als Lebenselixier
Kohout & seine Tochter Tereza
Denkwürdige Begegnung: Tereza Boucková und ihr Vater, der Schriftsteller und Dramatiker Pavel Kohout, treten in München am 26.4.2016 zum ersten Mal gemeinsam in Deutschland auf. Fast andächtig lauschen die Zuhörer im ausverkauften Literaturhaus, wie Boucková aus ihrem 2015 auf Deutsch erschienen Tagebuchroman „Im Zeichen des Hahns“ liest, wie Kohout aus seinen Memoiren „Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel“ (2010) gewandt und temperamentvoll rezitiert.
Beide unterzeichneten die Charta 77
Tags zuvor, bei Kaffee und Kuchen im Adalbert Stifter Verein, preist Pavel Kohout: „Meine Tochter hat das Buch fast 60.000-mal verkauft …“ Anerkennende Worte vom großen Vater, der seinerseits zu allen Zeiten seines Lebens national und international erfolgreich war; Kohouts Stücke wurden nach dem Prager Frühling gerne im Westen aufgeführt. Das Verhältnis zwischen Vater und jüngster Tochter war nicht immer ohne Probleme, auch wenn beide die Charta 77 unterzeichneten. In ihrem 1988 im Samisdat veröffentlichten und nicht jedem angenehmen Roman „Indianerlauf“ schreibt Boucková viel vom Vater, dem Indianer.
In ihrem 1988 im Samisdat veröffentlichten und nicht jedem angenehmen Roman „Indianerlauf“ schreibt Boucková viel vom Vater, dem Indianer.
Ihr neues Buch „Im Zeichen des Hahns“ knüpft an die autobiografische Tradition an. Kohout ist das tschechische Wort für Hahn. Und die Erzählerin wurde im Jahr des Hahns geboren, das jetzt wiederkehrt und ihr die Überwindung aller Schwierigkeiten verspricht.
Pavel Kohout, tschechischer und österreichischer Staatsbürger mit Rauhaardackel-Passion, ist ein Intellektueller und Grandseigneur, der viel erlebt hat und viel erzählen kann. Fast alle Umwälzungen des vergangenen Jahrhunderts in Mitteleuropa hat der 1928 geborene Dramatiker und Romancier miterlebt.
« Chèr ami … » Marcel Proust im Spiegel seiner Korrespondenz
Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der literarischen Moderne! Mit seinem streng durchkonstruierten 7-bändigen Romanwerk « À la recherche du temps perdu » (« Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ») assoziiert man die wundervolle Madeleine-Epiosode – der Geschmack einer in Tee getauchten Madeleine ermöglicht dem fiktiven Ich endlich die lange gesuchte Erinnerung an die Kindheit. Man verbindet mit Marcel Proust lange, unendlich in die Tiefe gehende Sätze. Vor allem im Mittelteil des Romans finden sich aber auch immer wieder ironische Beschreibungen der mondänen, dekadenten Gesellschaft der Jahrhunderwende.
Wie sehr Proust (1871 – 1922), Sohn eines Arztes und einer jüdischen Bankierstochter, mit den adligen und mondänen Kreisen vertraut war, zeigt jetzt eine Ausstellung im Münchner Literaturhaus. Teilweise unveröffentlichte Briefe, Fotos und Bücher – alles Originale – werden thematisch zusammenhängend in neun Kästen präsentiert.
© Gisèle Freund (aus „Frida Kahlo diario Autorretrato intimo“, La Vaca Independiente, Mexiko 1995)
Mythos Frida Kahlo
Frida Kahlo wird auf der ganzen Welt geschätzt, jährlich pilgern Tausende ihrer Bewunderer in das legendäre Blaue Haus, das seit 1958 als Museum fungiert. Mexiko, das sie anlässlich ihres 100. Geburtstages mit der bislang größten Werkausstellung ehrt, erklärte ihr Werk bereits 1984 zum nationalen Kunstmonument.