Nicht mehr als ein fiktives Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann, beide Literaten, ist hier das Thema. Doch diese gedankliche Auseinandersetzung, die Christa Wolf – weltweit geschätzte Autorin – in ihrer 1979 erschienenen Erzählung so genial inszeniert hat, beeindruckt tief. Mit Karoline von Günderrode, eine Freundin der Brentanos, und Heinrich von Kleist lässt sie zwei tragische Figuren, zwei Außenseiter aufeinandertreffen. Das Gefühl, Versager zu sein, anders zu sein, verbindet sie. Beide werden später den Freitod wählen.
„Kein Ort. Nirgends“ zeichnet ein zeitloses Porträt zweier Repräsentanten einer Generation, die sich verloren fühlen. In der restaurativen Gesellschaft sind die Ideale der französischen Revolution verraten, und der Traum vom freien Leben und Schreiben hat sich – zumindest für die beiden Protagonisten – nicht erfüllt.
Die Günderrode und Kleist begegnen sich 1804 bei einer Teegesellschaft in Winkel am Rhein. Als zwei verwandte Seelen ziehen sich unweigerlich an, erkennen sich als an der Welt und an sich selbst Leidende. Ihre Vision vom authentischen Leben hat sich unwiderruflich zerschlagen.