Die Verwandlung von Franz Kafka

Mit seiner 1915 erschienenen Erzählung „Die Verwandlung“ hat Franz Kafka ein surreal durchwirktes Stück Weltliteratur geschaffen: Ein Mensch wacht eines Morgens auf und ist ein Käfer, ein Ungeziefer geworden. Der Protest eines geknechteten Menschen und die bei Kafka immer wieder, vor allem im „Brief an den Vater“ verarbeitete Kritik an der väterlichen Autorität sind in dieser Erzählung grotesk und surrealistisch verarbeitet.

Franz Kafka (1883 -1924) lebte in Prag. Nach seinem Jurastudium arbeitete er bei der Unfall-Versicherungsanstalt. Sein Prosawerk, das er auf deutsch schrieb, ist gekennzeichnet durch das Thema der Leids unter Hierarchien und anonymer Verfügungsgewalt. Leitmotivisch zieht sich durch sein Werk die traumatische Beziehung zu seinem Vater.

Am Anfang will Gregor gar nicht wahrhaben, dass er in einen Käfer verwandelt ist. Dann denkt er über seinen verhassten und anstrengenden Beruf als Reisender nach. Er hätte ihn längst aufgegeben, müsste er nicht die ganze Familie ernähren und für das geschäftliche Unglück seiner Vaters büßen. Ein lange unterdrückter Protest macht sich Luft. Denn als Käfer ist ihm das Reisen verunmöglicht. In der Folge wird jedoch deutlich, wie sehr Gregor unter seiner neuen Existenz leidet, wie es ihn kränkt, dass seine Familie – Mutter, Vater und Schwester – sich von ihm zurückziehen. Er muss erfahren, dass sich seine Familie nichts mehr wünscht, als ihn loszuwerden. Sein Tod beendet seine sinnlose Metamorphose.

Franz Kafka: Die Verwandlung. Hörspiel mit Musik, Spieldauer: ca. 73 Minuten. Mit Booklet. Hoffmann und Campe, 1 CD. Eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks.

Ergreifend hat Heinz von Cramer die weltberühmte Erzählung hier in Szene gesetzt. Die nüchterne und lapidare Darstellung dieser unglaublichen Verwandlung wirkt gesprochen um vieles bedrückender. Untermalt mit überdeutlichen Geräuschen, die aus der Position des Käfers wahrgenommen werden, und vor allem durch die Laute, die das Insekt selbst verursacht, entstand die Inszenierung einer surrealistischen Umwandlung, einer grotesken neuen Existenz. Genial ist Martin Reinke als Gregor. Seine Stimmlage trifft erschreckend genau das Kafkasche Ausgeliefertsein.

veröffentlicht auf amazon.de, September, 2002