Garcia Lorcas „Bluthochzeit“ als Tanztheater auf der Luisenburg

Bluthochzeit, © Flo Miedl

Tanztheater zwischen Liebe und Tradition

Lorcas meistgespieltes Stück „Bluthochzeit“ in einer brillanten Komposition aus fesselndem Sprech- und emotionalem Tanztheater wird dem Anspruch als Vorreiter in der deutschen Open-Air-Tanzszene gerecht.

Gespenstischer Auftakt

In der Inszenierung von Eva Lerchenberg-Thöny vor der gewaltigen Naturkulisse auf der Luisenburg wird die poetische Sprache des spanischen Dichters mit Tanz und Musik vollendet.

Das Stück, das 1933 mit großem Erfolg in Madrid uraufgeführt wurde, startet irritierend: Gespenstisch steigen die Ensemblemitglieder in langen weißen Gewändern mit Spitzmützen aus den Felsen auf die Bühne herab. Sie tragen einen schwarzen Plastiksack, der am Ende über eine Seilwinde in der Mitte der Bühne aufgehängt wird. Unweigerlich drängt sich der Gedanke an den rassistischen Ku-Klux-Klan auf. Die großen Themen Liebe, Leidenschaft, Tod, Ehre und Rache sind in der Tragödie des spanischen Autors vorgegeben; aber auch gesellschaftliche Aspekte wie die Rolle der Frau in einer bäuerlich-archaisch geprägten Welt oder der Ehrenkodex. Lerchenberg-Thöny, national und international ausgezeichnete Choreografin, Regisseurin, Autorin und Filmemacherin, ist Expertin in Sachen Garcia Lorca. Ihre Arbeiten sind gesellschaftskritisch, oft mit politisch-aktuellem Bezug.

Faszinierende Mimen

Auf der Luisenburg faszinieren die wundervolle Katy Karrenbauer als Mutter, Maria Kempen als Braut, Marc Schöttner als Leonardo Felix und Peter Scheufner als Bräutigam. Großartig auch der tschechische Tänzer Jiri Kobylka, der den Tod gibt und von Anfang an vom Felsen auf das Unausweichliche hinweist.

Zur Erinnerung: In Lorcas Tragödie geht es um eine Braut, die der Familie und Vernunft zuliebe einen Mann heiratet, den sie nicht liebt. Am Tag ihrer Hochzeit flieht sie zusammen mit Leonardo, ihrem Geliebten. Am Ende sind beide Männer tot. Lorca wurde von einem Zeitungsartikel inspiriert und hat die Tragödie in kürzester Zeit geschrieben. Lerchenberg-Thöny versteht das Stück im Spannungsfeld zwischen Liebe und Erotik, zwischen Individuum und Gruppenzwang und lässt die Schauspieler ihre Emotionen heraustanzen, herausstampfen.