40 Jahre Niederschlagung des Prager Frühling

Beginn einer tschechischen Tragödie

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Beim nächsten Zeitzeichen ist es 5 Uhr und 30 Minuten. Hier ist Prag auf der Welle 197 m; wir wissen nicht, wer uns in diesem Moment alles hört, wir versuchen jedoch, Sie mit allen Mitteln zu informieren, die uns noch bleiben. Liebe Hörer, wir wissen, dass Sie uns nicht nur auf tschechischem Gebiet, sondern auch in der Slowakei hören. Liebe Tschechen und Slowaken, auf der Welle 210 m sendet in schlechtem Tschechisch und schlechtem Slowakisch ein illegaler Sender der Okkupationstruppen, der sich Vltava nennt.“

Diese Sendung des Tschechoslowakischen Rundfunks vom 21. August 1968 markiert das jähe Ende des Prager Frühling, einer der großen europäischen Freiheitsbewegungen. Weltweit stand die Parole „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ für den Liberalisierungs- und Demokratisierungsprozess in der Tschechoslowakei.

Sozialismus mit menschlichem Antlitz

Ein ganzes Volk wollte mit dem neuen Parteisekretär Dubcek weg vom Dogmatismus zu einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ aufbrechen. Die Hoffnung auf ein Ende der ideologischen Eiszeit gab der Bewegung ihren Namen: „Prager Frühling“: Tschechische Jugendliche stehen auf einem umgestürzten sowjetischen Panzer und schwenken die tschechoslowakische Flagge.

Alexander Dubček

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Die Ikone dieser hoffnungsvollen Bewegung war und ist Alexander Dubček, der im Januar erster Generalsekretär der kommunistischen Partei der CSSR wurde. Dubček, eine charismatische Persönlichkeit, sprach mit Arbeitern genauso wie mit Intellektuellen. In seiner Person bündelten sich die Hoffnungen auf einen sozialistischen Reformkurs. Dubček plante eine Änderung der Methoden, nicht des Ziels, sprich, er wollte den Kommunismus nicht abschaffen, er wollte ihn nur verbessern: eine funktionierende Wirtschaft und mehr bürgerliche Freiheiten schaffen.

Die Panzer kommen

Prager Frühling, ©ndr.de

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In der Nacht vom 20. auf den 21. August kamen die Panzer nach Prag. Ulbrichts Volksarmee musste an der Grenze warten – das immerhin hat Breschnew sich ausbedungen. Ein zweites Mal die Deutschen in Prag, wenngleich es anders als 1939 die „richtigen“ waren, traute er sich nicht zu befehlen. Prag wurde aus der Luft besetzt; die Panzer kamen aus dem Bauch der Flugzeuge.