Die Kunst des stilvollen Verarmens

"Reichtum ist anstrengend, langweilig und démodé!"

Wenn die Mittel schwinden, wenn es gilt, den Gürtel enger zu schnallen, muss man sich nur Alexander von Schönburgs Bestseller zuwenden. Dann erfährt man, dass ‚schön Essen gehen’ absolut kleinbürgerlich ist, Urlaub dumm macht, Nichtfliegen mittlerweile als Statussymbol gilt und die Rückkehr vom Prosecco zum Bier längst vollzogen ist. Herrlich, wie man sich da voll im Trend fühlt, mehr noch, sich zur Avantgarde zählen darf. Mit seiner klaren, etwas überheblich klingenden Stimme vermittelt uns der Bühnenschauspieler Paul Matiæ überzeugend die Botschaft dieses Lehrbuchs: Reichtum ist anstrengend, langweilig und démodé, und Geld ist vulgär. Denkt man an Fußballstars muss man ihm und von Schönburg unumwunden Recht geben!

Wie man aus finanziellen Krisen kulturelle Vorteile ziehen kann, dazu findet man in diesem Ratgeber allerlei Tipps und Tricks. Und das mit gutem Grund: Schließlich ist der Autor berufen, über derlei Dinge zu schreiben, stammt er doch aus einer adeligen Familie, die seit Jahrhunderten den finanziellen Abstieg praktiziert. Seine kluge Zusammenstellung aus vielen Binsenweisheiten, gepaart mit Zitaten namhafter europäischer Denker und Philosophen, sogar die Bibel der Dekadenz, Joris-Karl Huysmans „Gegen den Strich“ bemüht er, scheint jedenfalls zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt gekommen zu sein. Und hat ihn mit Sicherheit von seinen monetären Nöten befreit. Dass der Mann mit der auffälligen Abneigung gegen Versace über ein nicht unerhebliches Maß an Arroganz verfügt, und dass die Adressaten seines Buchs nicht in erster Linie die fünf Millionen Arbeitslose sind, sollte nicht dazu verleiten, seine Gedanken von vorneherein abzutun. Die Empfehlung lautet vielmehr: Hören Sie sich seine unterhaltsame Anleitung zum Glück bringenden Verzicht spielerisch und vor allem mit genügend kritischem Abstand an. Dann glauben Sie auch nicht daran, dass wir am Ende als soziale Wesen wiedergeboren werden!

Wenn die Mittel schwinden, wenn es gilt, den Gürtel enger zu schnallen, muss man sich nur Alexander von Schönburgs Bestseller zuwenden. Dann erfährt man, dass ‚schön Essen gehen’ absolut kleinbürgerlich ist, Urlaub dumm macht, Nichtfliegen mittlerweile als Statussymbol gilt und die Rückkehr vom Prosecco zum Bier längst vollzogen ist. Herrlich, wie man sich da voll im Trend fühlt, mehr noch, sich zur Avantgarde zählen darf. Mit seiner klaren, etwas überheblich klingenden Stimme vermittelt uns der Bühnenschauspieler Paul Matiæ überzeugend die Botschaft dieses Lehrbuchs: Reichtum ist anstrengend, langweilig und démodé, und Geld ist vulgär. Denkt man an Fußballstars muss man ihm und von Schönburg unumwunden Recht geben!

Wie man aus finanziellen Krisen kulturelle Vorteile ziehen kann, dazu findet man in diesem Ratgeber allerlei Tipps und Tricks. Und das mit gutem Grund: Schließlich ist der Autor berufen, über derlei Dinge zu schreiben, stammt er doch aus einer adeligen Familie, die seit Jahrhunderten den finanziellen Abstieg praktiziert. Seine kluge Zusammenstellung aus vielen Binsenweisheiten, gepaart mit Zitaten namhafter europäischer Denker und Philosophen, sogar die Bibel der Dekadenz, Joris-Karl Huysmans „Gegen den Strich“ bemüht er, scheint jedenfalls zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt gekommen zu sein. Und hat ihn mit Sicherheit von seinen monetären Nöten befreit. Dass der Mann mit der auffälligen Abneigung gegen Versace über ein nicht unerhebliches Maß an Arroganz verfügt, und dass die Adressaten seines Buchs nicht in erster Linie die fünf Millionen Arbeitslose sind, sollte nicht dazu verleiten, seine Gedanken von vorneherein abzutun. Die Empfehlung lautet vielmehr: Hören Sie sich seine unterhaltsame Anleitung zum Glück bringenden Verzicht spielerisch und vor allem mit genügend kritischem Abstand an. Dann glauben Sie auch nicht daran, dass wir am Ende als soziale Wesen wiedergeboren werden!

Alexander von Schönburg: Die Kunst des stilvollen Verarmens, Audiobuch. Lesung in Auszügen, Spieldauer: ca. 146 Minuten, 2 CD.

Zweifelsohne lässt sich seinen Überlegungen ein gewisser Charme nicht absprechen. Wer wollte ernsthaft bezweifeln, dass Tugenden und Werte noch nie eine Frage des Einkommens waren, dass belesene, offene, höfliche Menschen mit Stil interessant und attraktiv sind. Dass Glück erstaunlich unabhängig von äußeren Umständen ist, hat zuletzt die Hirnforschung wieder gezeigt, und dass Arbeit als Lebenssinn stiftende Instanz bereits etliche Brüche aufweist, ist auch kein Novum. Soweit stimmen wir mit Paul Matiæ, der dem Grafen seine Stimme leiht, überein. Sein Vortrag entspricht weitgehend dem elitären Habitus von Schönburgs, und er trifft auch meist den richtigen Ton für die Lektion in Stil und Geschmack. Manchmal allerdings könnte er einen Tick lebhafter, humoristischer, einfach etwas spritziger lesen!

Alexander von Schönburgs Erfolgsrezept scheint eine Mischung aus witziger Schreibe, dem gleichzeitigen Bekenntnis zum Ästheten und zum Armsein — was natürlich angesichts seiner beiden Schwestern, Maja Flick und Gloria von Thurn und Taxis, nicht unbedingt glaubwürdig wirkt — und einem vagen Versprechen für die Zukunft zu sein. Dieses Versprechen, dass man Luxus auch durch Verzicht erreichen kann, dass die Wirtschaftskrise eine Chance für Freisein von Ballast und Konsumwahn, für ein selbst bestimmtes Leben bedeuten kann, klingt schon sehr verlockend. Allerdings: Ohne ein gewisses kulturelles und soziales Know-how ist dieser Luxus durch Verzicht nicht erreichbar. Schade!