Pinocchios Abenteuer

Zeitlos frech und liebenswert: Pinocchios Abenteuer

Pinocchio, der Hampelmann aus bestem Hartholz muss so manche Hürde nehmen, bis er am Ende ein richtiger Junge wird. Er ist ein Dummkopf, ein Faulenzer, Herumtreiber und Lügner. Für letzteres wird er bekanntlich mit dem Wachsen seiner Nase bestraft. Nicht dass es ihm an Selbsterkenntnis mangeln würde, nein er weiß „immer versprech‘ ich mich zu bessern und halte nie Wort!“, doch die Verlockungen lauern überall. Aber weil Pinocchio ein gutes Herz hat, kann man noch hoffen. Und seine gute Fee mit den türkisfarbenen Haaren bringt ihn am Ende doch auf den rechten Weg.

Seit ihrem Erscheinen 1883 gelten Carlo Collodis „Pinocchios Abenteuer“ als Klassiker der Kinderliteratur. Der freche, spottende und witzige Hampelmann begeisterte aber auch die Erwachsenen. Mit seinem Humor, seinem unverwüstlichen Optimismus und seiner praktischen Lebensweisheit wirkt er auch heute kein bisschen verstaubtEssen und „sattes Typenkabarett“! Wenn im Magen Semmelknödel und Schaschlik aufeinander treffen, kommen sie recht gut miteinander aus. Doch wenn Trennkost hinzu kommt, kann zumindest der Semmelknödel nicht immer Contenance wahren. „Das Auge isst man mit“, der Titel des neuen Solo-Programms von Helmut Schleicht spannt einen großen Bogen rund ums Essen und seine vielschichtigen Auswirkungen. Neben den Speisen kommen auch höchst interessante Typen zu Wort. Beispielsweise der Aristokrat, der hungert, um sich von den Schmerbäuchen der Proletarier abzugrenzen. Der weiß, dass es Engels war, der die Bierzelt-Bulimie hervorgebracht hat. Und der bedauert, dass die S- Bahn ein Massenverkehrsmittel geworden ist. Oder der selbstbewusste, stille Zuschauer, der Wein trinkt, weil Wein und Lachen nicht zusammen geht. Zudem hat Rotwein den Vorteil, ein ausgesprochenes Statussymbol zu sein.

Carlo Collodi: Pinocchios Abenteuer. Lesung ohne Musik, Spieldauer: 263 Minuten. Audiobuch, 4 CD.

Felicitas Hoppe, bekannt für ihre Bücher „Picknick der Friseure“ und „Pigafettas Köche“ liest die ungekürzte Ausgabe in der Übersetzung von Heinz Riedt, 1990. Zu hören, wie sie voller Elan in die verschiedenen Rollen der Menschen und sprechenden Tiere schlüpft, wie sie die Handlung häufig mit direkten Ansprachen an Ihre Zuhörer unterteilt, ist ein Genuss. Es ist unverkennbar, dass ihr dieses Buch am Herzen liegt. Ihre Zusammenfassung der oft endlosen Erlebnisse Pinocchios gleicht einer Sprecherakrobatik.