Museumseröffnung der Sammlung Brandhorst in München

© Christiane Gut

Museum mit Klasse

36.000 bunte Keramikstäbe glitzern in 23 verschiedenen Farben, je nach Blickwinkel gestreift oder mit verschwimmenden Farbfeldern ­– keine Frage, die Außenansicht des neuen Museums im Münchner Kunstareal präsentiert sich auffallend anders. Und zwar mitten in der Stadt auf einem schmalen, langen Eckgrundstück. Man kommt aus einem Café oder einem Laden an der Türken- oder Theresienstraße, tut einige Schritte und schon ist man in den Räumen der Sammlung Brandhorst. Ganz unspektakulär, ohne großen Vorplatz, einfach durch die Glasdrehtür sind bereits in der ersten Woche 32.500 Besucher in das Museum gepilgert.

 

Freistaat erhält Sammlung

Zur Erinnerung: Kurz nach dem Tod seiner Frau Anette, die diesen Schritt noch mit vorbereitet hatte, übergab Udo Brandhorst seine Sammlung dem Freistaat. Dieser verpflichtete sich, für die etwa 700 Kunstwerke – ihr Wert wird auf rund 100 Millionen geschätzt – ein eigenes Museumsgebäude zu bauen und für dessen Unterhalt zu sorgen. Mit den 120 Millionen Stiftungsvermögen können jährliche Neuerwerbungen für circa zwei Millionen getätigt werden. Kein Vergleich mit den 40 000 Euro im Jahr, die den drei anderen Pinakotheken zur Verfügung stehen!

Cy Twombly und Andy Warhol

Jean-Michel Basquiat, John Chamberlein, Robert Gober, Damien Hirst, Alex Katz, Mike Kelley, Janis Kounellis, Mario Merz, Bruce Nauman, Georg Baselitz, Sigmar Polke und Joseph Beuys stehen für hochkarätige Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Nimmt man die Werke der beiden Protagonisten der Sammlung – Cy Twombly und Andy Warhol, die in dieser Intensität in Europa nirgends zu sehen sind – hinzu, ist klar: Die Brandhorst-Sammlung ist ein Glücksfall. Sie hebt den Wert Münchens als Kunststadt enorm. 180 Gemälde, Skulpturen und Installationen von den etwa 700 zeitgenössischen, in erster Linie amerikanischen Kunstwerken zeigt Armin Zweite in dem neuen Haus. Seine Auswahl spiegelt die Schwerpunkte der ursprünglichen Privatsammlung Brandhorst wider. „Laute, formal oder inhaltlich auf den ersten Blick provokante Tendenzen kommen in der Sammlung selten vor“, schreibt Carla Schulz-Hofmann in ihrem Beitrag im rundum gelungenen Katalog, erschienen bei Prestel. Das Ziel von Udo und Anette Brandhorst war, „Schwerpunkte zu bilden und der Sammlung durch Hervorhebung einzelner Künstler ein unverwechselbares Profil zu verleihen.“

 

© Christiane Gut

Sauerbruch und Hutton mussten mit ihrem Bau hohe Ansprüche erfüllen: Es sollte ein Tageslichtmuseum sein, aber ohne Fenster. Und es musste schallschluckend sein. Die ursprünglich geplante Glasfassade war somit hinfällig. Die Lösung des Problems: Eine zweite, unliebsame Geräusche schluckende Fassadenschicht aus gefaltetem Lochblech unter den 26.000 Keramikstäben. Hinzu kam der äußerst schwierige Grundriss des Grundstücks mit nur 25 Metern Breite und 100 Metern Länge.

Umweltfreundliche Technik

Einmalig an diesem Museum ist die umweltfreundliche, energiesparende Technik: Man nutzt hier die Wände und Böden zur Regulierung der Raumtemperatur. Den Luftaustausch übernimmt eine Quelllüftung. Das schont die Kunstwerke und spart Energie. Intelligent auch: das lichttechnische Konzept. Tageslicht vor Kunstlicht lautete die Losung. Lichtdecken verteilen das diffuse Tageslicht und das hinter den Lichtdecken versteckte Kunstlicht. Schließlich nutzt man die vorhandene Wärmeenergie des Grundwassers und führt das gekühlte Wasser in den Grundwasserkreislauf zurück. Unterm Strich spart das Museum enorm an Energie.