Kurt Eisner Ausstellung

Kurt Eisner, © Germaine Krull

Bayern proklamiert vor Berlin die Republik

Vor 100 Jahren, nach dem Ausbruch der Novemberrevolution im deutschen Reich, proklamierte der USPD-Politiker Kurt Eisner in München den Freistaat Bayern.


Am 7. November 1918 kippte die Lage zuerst in München. Vorausgegangen war die  Meuterei der Marine in Wilhelmshaven und der Kieler Matrosenaufstand vom 4. November.

Idealist, Utopist, Bohemien - "Kraft des Gedankens"

Als Kurt Eisner, nach verlorener Wahl, am 21. Februar 1919 auf dem Weg in den Landtag war, um seinen Rücktritt zu erklären, fiel er dem Attentat des völkisch gesonnenen Grafen Arco zum Opfer. Die erst in den gewalttätigen Wirren nach Eisners Ermordung entstandene anarchistische Münchener Räterepublik fand ihr baldiges Ende in der blutigen Niederschlagung durch Verbände der Reichswehr und rechtsextremistischer, nationalistischer Korpssoldaten. 

Ein Idealist und Utopist, der von Politik nichts verstand, ein Bohemien und politischer Abenteurer, so klingen manche Urteile über Kurt Eisner – zumindest bis in die 1990er Jahre.

 

Artikel Münchner Post Juli 2014, © Christiane Gut

Antisemitische Angriffe

Kurt Eisner war ein engagierter Journalist, Autor und umsichtiger Politiker, der auf seinem Weg vom „Gefühlssozialisten“ zur prägenden Persönlichkeit der Revolution im November 1918 wurde.

Als Jude war Kurt Eisner heftigsten antisemitischen Angriffen ausgesetzt: In München wurde über ihn zeitweise nur als „Kosmanowsky“, einem angeblichen ostjüdischen Agenten geschrieben, seine vorgeblichen Sympathien für den Bolschewismus wurden rauf- und runter beschworen.
Der Schöpfer des „Freistaats“, der landfremde Jude, der Bayern ins Unglück gestürzt hat, ist bis heute eine Reizfigur geblieben. Eine Gedenktafel am Ort seiner Ermordung wurde erst im Jahr 1989 errichtet. Heinrich Mann, der Schriftsteller, feiert Eisner in seiner Rede anlässlich der Trauerfeier: „Die hundert Jahre der Regierung Eisner haben mehr Ideen, mehr Freude der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichkeit zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.“

Soziale Frage

Kurt Eisner, geboren in Berlin am 14. Mai 1867 als Sohn einer bürgerlich-jüdischen Kaufmannsfamilie, studierte Geschichts-, Literaturwissenschaft und Politik. Aus finanziellen Gründen begann er eine journalistische Laufbahn: zuerst beim Depeschenbüro „Herold“, dann bei der „Frankfurter Zeitung“ in Marburg und schließlich in der „Hessischen Landesleitung“. Eisner beschäftigte sich intensiv mit der sogenannten Sozialen Frage, dem neuen Industrieproletariat und den sozialen Spannungen im Kaiserreich. Seine Bilanz der Jahre seit Gründung des Deutschen Kaiserreichs und der Wiederzulassung der SPD1890 fällt dabei sehr kritisch aus. Bereits ab 1888 kehrte sich Eisner vom Liberalismus ab und wendete sich zur Sozialdemokratie, wenn auch mit Einschränkungen.

Ausstellung Münchner Stadtmuseum, © Christiane Gut

Wie hängen die Revolution in Bayern und die Gründung der Bayerischen Räterepublik mit Kurt Eisner und seinem Kampf für Frieden und Revolution zusammen? Eisner war von der deutschen Kriegsschuld überzeug und in Bayern zur Integrationsfigur des Widerstands gegen den Krieg geworden.

Auf diese Fragen gab die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, die bewusst bereits zwei Jahre vor dem Jahrestag der Revolution begann, unzweideutige Antworten. Die biografische, bemerkenswert umfangreiche Ausstellung anlässlich seines 150. Geburtstags präsentierte den ganzen Lebensweg Eisners – einschließlich der ca. 105 Tage der Regierung mit ihm an der Spitze des Volksstaates Bayern.