© Christiane Gut
Einzigartig und unwiederholbar: Zum 125. Geburtstag Karl Valentins
In mir denkt's immer
Vor 125 Jahren, am 4. Juni 1982, wurde das Münchner Original Karl Valentin geboren. Sein Tonfall, seine Gestik, seine Physiognomie und sein Sprachkolorit sind einzigartig und unwiederholbar.
Wortklaubereien
Karl Valentin ist einer der bedeutendsten Autoren des Komischen, Grotesken, Witzigen, Absurden und Abstrusen des 20. Jahrhunderts. Vergleichbar mit Chaplin, Buster Keaton oder Becket, ist er nie bloßer Spaßmacher oder Humorist. Er ist ein komisches Genie! Basis seiner Kunst ist die Sprache. Mit der spielt und jongliert er bis aufs Äußerste. Das Ergebnis sind seine charakteristischen Wortklaubereien, sein Versteifen in das Buchstäbliche, seine bohrenden Fragen und am Ende die völlige Demontage der Sprache als Kommunikationsmittel. Bei Valentin hilft die Sprache nicht bei der Verständigung, sie lässt das Alleinsein spüren. Ursprünglich in der Tradition der Volkssänger angesiedelt, entwickelte sich Valentin schnell zum Multitalent.
Lisl Karlstadt und Karl Valentin, www1.wdr.de
Perfekte Partnerin
Karl Valentin wird als Valentin Ludwig Fey am 4. Juni 1882 in der Entenbachstraße 63 (heute Zeppelinstraße 41)in der Au, einem Münchner Vorstadtviertel, geboren. Als 15-Jähriger absolviert er eine Schreinerlehre in Haidhausen. Diese beendet er jedoch bereits 1902. Fortan schlägt er sich als Volkssänger und Alleinunterhalter durch. Er baut seinen Musikapparat, das „Lebende Orchestrion“. 1905 wird seine erste Tochter Gisela geboren; die Mutter ist das aus der Oberpfalz stammende Dienstmädchen des Hauses, Gisela Royes. Ab 1907 reist er mit seinem Musikapparat durch die Lande. Auf seinem Tourneeplan stehen Leipzig, Bamberg, Halle an der Saale, auch Berlin. Mittellos kehrt er nach dieser missglückten Aktion nach München zurück und hält sich. als Komiker und Zitherspieler über Wasser.
1908 endlich gelingt ihm als engagierter Volkssänger im „Frankfurter Hof“ der Durchbruch. Hier lernt er Elisabeth Wellano, die spätere Liesl Karlstadt, kennen. Sie wird als perfekte Partnerin jahrzehntelang mit Valentin auftreten.
Valentins Werk
Valentin war ein überaus produktiver Künstler. Er drehte Filme, schrieb Texte, Manuskripte, nahm Schallplatten und Bänder auf. Sein Nachlass wird zum Teil an der Universität Köln verwahrt. Bis heute ist er nicht komplett ausgewertet, auch der Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich gemacht. Aus Valentins „gewaltigem“ Werk kann hier verständlicherweise nur eine kleine Auswahl angeführt werden.
29 Filme von und mit Karl Valentin sind erhalten. Einige verschollene Filme sind bis heute unauffindbar. Highlights sind: „Orchersterprobe“ von 1933 unter der Regie von Carl Lamac oder „Im Photoatelier“ von 1932 unter der Regie von Karl Ritter. Bereits aus dem Jahr 1922 stammt der berühmte Stummfilm „Mysterien eines Frisiersalons“ unter der Regie von Erich Engel und Bertolt Brecht.
Valentin Musäum, © valentin-musäum.de
Direkt am Isartor liegt das Musäum. Seit 1959 pflegt man hier das Andenken der beiden Münchner Originale Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Hier findet sich eine Sammlung skurriler Objekte. Angefangen vom Nachttopf für Verliebte, über den Winterzahnstocher bis hin zum berühmten Wanninger-Telefon – eine Kuriosität jagt die nächste. Oben, im Turmstüberl , in dem weitere Valentin-Objekte zu sehen sind, kann man seine leiblichen Gelüste auf nach bayerischer Manier befriedigen.