Nicht nur sich selbst hat Peter Lindbergh weltberühmt gemacht. Aus seinen Models wurden Topmodels, obwohl er ihre Persönlichkeit und nicht die Kleider in den Vordergrund stellte und so die gesamte Modefotografie aufmischte. Die multimediale Schau in München zeigt in 13 Räumen rund 220 Objekte des Fotografen.
Peter Lindbergh Ausstellung
„Schönheit ohne Wahrheit ist nicht möglich.“
Dabei wird deutlich, dass es Lindbergh – auch in der Mode-Fotografie – um das Festhalten von einzigartiger Schönheit geht. Auch wenn sie mitunter den gängigen Vorstellungen nicht entspricht. Man sieht das in den Gesichtern von Jil Sander, Giorgio Armani oder Jean-Paul Gaultier. Aber auch die Porträts von Ikonen sprechen eine ganz eigene Sprache: Im neunten, sehr hellen Raum sieht der Besucher sich Madonna, Tina Turner oder Jeanne Moreau gegenüber. Die teils „schamlosen Nahaufnahmen“ entsprechen Lindberghs Devise „Spuren des Lebens“ als ungeschliffene Schönheit zu sehen und zu zeigen. Die schönsten Gesichter waren für mich Jeanne Moreau und meine Freundin Pina Bausch. Das waren ja eher außergewöhnliche Gesichter und gar nicht im klassischen Sinne schön. Vom Jugendwahn befallene Damen tun mir leid. Das Foto von Pina Bausch weist auf eine andere Inspirationsquelle seiner Kunst hin: Es ist Lindberghs Begeisterung für Tanz und Körperhaltung.
Kulturlos aufgewachsen
Doch wer ist Peter Lindbergh eigentlich? 1944 ist er als Peter Brodbeck in Lissa im heutigen Polen geboren und im Pott, in Duisburg – wie er einmal sagte „kulturlos“ aufgewachsen. Er absolviert eine Lehre als Schaufensterdekorateur und studiert in Berlin und Krefeld Kunst und Malerei. Erst spät kommt Lindbergh zur Photographie. Erst mit 27 Jahren, 1971, kommt er mit einer Fotokamera in Berührung. Im gleichen Jahr beginnt er bei dem Fotografen Hans Lux in Düsseldorf eine zweijährige Lehre. Danach macht er sich als Werbefotograf selbstständig. In Gedanken an sein Vorbild Vincent van Gogh trampt er nach Arles, von dort durch Spanien und Marokko. Zwei Jahre später kommt er nach Deutschland zurück. 1978 beginnt Peter Lindberghs Karriere als Modefotograf mit einer Modestrecke in der Zeitschrift „Stern“. Noch im selben Jahr zieht er nach Paris und arbeitet für „Vogue“. Den Namen Brodbeck legte er übrigens ab, weil es in Düsseldorf einen verschuldeten Fotografen mit demselben Namen gab. Heute lebt Peter Lindbergh in Paris, New York und Arles.
Nichts ist so sexy wie Persönlichkeit
Unterm Strich: Eine eindrucksvolle Ausstellung, die Frauen ehrt, ohne ihnen eine große Last aufzulegen. Im Gegenteil: Die Botschaft lautet: Ich muss nicht einem Idealbild entsprechen, ich bin frei, muss nicht perfekt sein, kann meine Makel akzeptieren. Meine Schönheit ist meine Persönlichkeit. Ich bin eine Göttin.