Gleich vorweg: Horst Evers liest Geschichten. Und wie er das tut! Er selbst nennt diese Kabarettform „Vorleseshow“. Er ist ein Geschichtenerzähler zwischen Kabarett und Comedy. Dabei nutzt er seine gründliche Ausbildung im Lesen, die er auf Kosten der Steuerzahler gemacht hat. Sein Thema: der brutale, harte Alltag, die Existenzbewältigung an sich. Beispielsweise die Geschichte „Ich war ein Appendix“ mit dem ganz eigenem Humor der Mediziner, der etwas skurrilen Art des Klinikpersonals, mit Notfällen umzugehen und der Hilflosigkeit des Patienten. Bei seiner „naturalistischen“ Sicht kann man nicht anders: Man muss einfach lachen! Natürlich nimmt Evers auch die Bahn oder die allseits geliebten Handytelefonierer auf die Schippe. Genial ist die Story, wie er einen ganz und gar wichtigen Zeitgenossen namens Protzner, der alle mit seiner Telefoniererei nervt, dazu bringt, den ICE zu verlassen und ihn buchstäblich in den Wald schickt. Eine extrem kurze, aber nachhaltige Beziehung zu Monika in seiner neu bezogenen Wohnung zeugt von Evers ausgesprochen trockenem Humor. Überhaupt beweist der notorische Müßiggänger unglaublich viel Einfallsreichtum im Umgang mit unerledigten Aufgaben, bei der Bewältigung des ganz normalen Alltagswahnsinns.
Horst Evers erklärt die Welt
Wenn Alltagsgeschichten vorgelesen werden ...
Horst Evers erklärt die Welt. WortArt, 1 CD. Lesung, Spieldauer: ca. 77 Minuten. Mit Booklet.
Einer, der sich nur auf die Kraft der Worte beschränkt und dabei von nichts anderem als vom komischen Alltag erzählt, muss heutzutage einfach gut sein. Die Formel „Alltags-Philosoph im Gewand des Schelms“ hat dem ehemaligen Lehramtsstudenten mit klassischem Werdegang schon viel Lob eingebracht; z.B. auch den „Paulaner Solo“-Preis in München. Es liegt wohl an der Art, wie er uns die Welt erklärt.
veröffentlicht auf amazon.de, November, 2002